Aber ich bin auch eine, die Traditionen und Brauchtümer schätzt. Altbewährtes, das schon unsere Urururs weitergegeben haben (und das ohne jeglicher Technik!).
So geht es mir auch bei Musik.
Bei Familienfeiern singen mein Papa und seine Geschwister immer alte Volkslieder und die sind so alt, dass kaum einer mitsingen kann, zumindest kann ichs nicht. Diese Lieder wurden in ihrer Familie und in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis weitergegeben. Sie hatten als Kinder nicht viel, nicht einmal Zeit Kind zu sein. Sie mussten immer am elterlichen Bauernhof mitarbeiten und während der Arbeit oder am Abend, wenn die Arbeit erledigt war, sangen sie eben diese alten Volkslieder gemeinsam und diese Volkslieder verbinden sie und erinnern sie an ihre Kindheit und Jugend.
Als letztes Lied wird von ihnen immer "wahre Freundschaft" angestimmt. Ein wunderschönes Lied – bei dem ich sogar mitsingen kann.
Ich finde es schade, dass Traditionen in unserer Generation verloren gehen, weil wir zu hip, zu cool, zu gestresst, zu wichtig und zu "modern" sind.
Und ja, ich gebe es zu, ich mag Volkslieder. Ich treibe die Gänse raus, ich tanze mit meinem Papa am liebsten zum alten Lindenbaum und Ei warum, Ei darum, ich steh auf dieses Tschinderassabum!
Nach der goldenen Hochzeit meiner Eltern (bei der natürlich wieder eifrig gesungen wurde), bat ich meinen Papa, mir Liederbücher zu borgen, aus denen ich die Texte dieser alten Volkslieder kopieren konnte. Er zeichnete mir sogar die Lieder an, die er und seine Geschwister am liebsten singen und die er am liebsten mag. Nachdem ich ja schon dabei war, die Texte zu kopieren, kopierte ich gleich mehrfach, damit ich auch meinen Geschwistern die Liedertexte geben kann. Und damit sie nicht einen Berg von kopierten Zetteln herumliegen haben, dachte ich mir, ich binde diese zu einem kleinen Liederbuch zusammen.
Ich habe die Kopien zweimal gelocht und einen bunten Umschlag darum gegeben, den ich mit Buchstabenstempel beschriftete (damit man auch weiß was drin is). Zusammengebunden habe ich die Liedertexte und den Umschlag dann mit einem einfachen Verpackungsgarn. Und eine kleine Widmung von mir gabs natürlich auch.
Zu Ostern gab ich meinen Geschwistern dann die Liederbücher und sie kamen beim traditionellen Osterfeuer, das mein Papa jedes Jahr für uns vorbereite, auch gleich zum Einsatz, was mich besonders erfreute.
So trällerten wir gemeinsam, wie meine Schwester meinte, zu sechst siebenstimmig fröhlich die alten Volkslieder und als ich schlafen ging, gabs für mich zum Abschluss ...
Wahre Freundschaft soll nicht wanken,
wenn sie gleich entfernet ist;
[: lebet fort noch in Gedanken
und der Treue nicht vergisst. :]
Keine Ader soll mir schlagen,
wo ich nicht an dich gedacht;
[: ich will für dich Sorge tragen
bis zur späten Mitternacht. :]
Wenn der Mühlstein traget Reben
und daraus fließt kühler Wein,
[: wenn der Tod mir nimmt das Leben,
hör’ ich auf, getreu zu sein. :]
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